Ultratrail – Sport in Innsbruck – 65K

Österreich – Bergluft – Bewegung – Freude – Freiheit und jede Menge Sport.

Ich kann jedem Hobbyläufer und Sportbegeisterten empfehlen, mal an einer Laufveranstaltung in einer fremden Stadt oder gar in einem fernen Land teilzunehmen. Wir haben uns letztes Jahr für den Innsbruck Trail in Österreich angemeldet. Allein die Hinfahrt durch Österreich war faszinierend, rechts und links Zweitausender. Auf den Autobahnen sind meistens nur 100 km/h vorgeschrieben, sodass man viel von der Landschaft mitbekommt.

Vorbereitungstag – Innsbruck sportlich erleben

Nach einer erholsamen Nacht versuchten wir mit Carboloading und viel Hydration durch den Tag zu spazieren. Wir haben einen ausgedehnten Stadtbummel unternommen (20 Kilometer!) und das Laufbriefing abgecheckt. Innsbruck ist eine sehr schöne Stadt mit einem wunderbaren Panorama. Die Vorfreude stieg ins unermessliche. Abends habe ich meine Beinmuskulatur mit der Blackroll behandelt, außerdem standen wir einige Minuten auf einer Akupressurmatte. Ich hatte dummerweise den Tag über meine Sneakers an und mir eine Blase am kleinen Zeh gerieben. Zum Glück hatte meine Partnerin ein Aloe-Vera Pflanzenextrakt eingepackt, kurz eingerieben war die Blase am nächsten Tag schon vergessen.

Wettkampftag – alles lief wie geschmiert, vor allem mein Nutellabrötchen

Wir sind 1 1/2 Stunden eher aufgestanden, um richtig ausgedehnt zu frühstücken. Ich habe ein Mix aus hellen und dunklen Brötchen gegessen. Belegt mit Käse, Butter und Gurke und die süße Variante mit Nutella und Bananenscheiben. Man sollte an so einem Tag nichts essen, was der Körper nicht kennt. Ein normaler Kaffee mit Hafermilch und jede Menge Wasser. Meine Füße habe ich nochmal mit Creme eingerieben und die Socken wurden natürlich an den Vortagen eingelaufen. Mein persönlicher Favorit bei Langdistanzläufen sind nach wie vor die Socken von On Cloud. Da wir vor lauter Euphorie und guter Laune etwas die Zeit aus den Augen verloren hatten, mussten wir tatsächlich zum Startpunkt eine kleine Joggingrunde von circa Drei Kilometern einlegen, was wir dann als unsere Erwärmung verbucht hatten. Außerdem wurde die Strecke von 65 Kilometer auf 60,9 abgeändert.

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Startschuss – Los gehts!!!

Ich fühlte mich in Topform, ebenso mein Mitläufer und Bruder. Wir haben uns nicht nochmal abgesprochen, ob wir die ganze Zeit zusammen laufen, aber da wir im Training ähnliche Zeiten liefen, haben wir es dem Zufall überlassen. Am Anfang ist das Läuferfeld noch ziemlich dicht beieinander, was ich als ziemlich nervig empfand, weil man so bei manchen Streckenabschnitten warten musste. Mein Adrenalin ließ kein Warten zu, jedoch musste ich mich damit einfach abfinden. Nach dem ersten Verpflegungspunkt (km 12) kam ich dann endlich in meinen Laufflow. Ich rannte einfach dem Gefühl nach eine gewisse Geschwindigkeit und wusste nicht wie schnell ich die Kilometer abspulte. Beim zweiten Verpflegungspunkt (km 17) füllte ich meine zwei 0,5 l Softflasks voll, was ich dann bei jedem Weiteren auch tat. Bis jetzt hatte ich nur ein Gel von Maurten intus, an den Stationen immer nur ein paar Stück Schokolade. Mein Bruder ging immer nur mit seinem Becher hin, machte diesen mit Saft voll und wollte dann sofort weiter laufen. Somit verkürzten sich unsere Pausenzeiten enorm.

Ich war ungefähr bei Kilometer 21 und überlegte, warum ich so schnell laufe. Meine Gedanken kreisten um folgende Dinge: Ganz schön schnell unterwegs heute, ob bald das erste Tief kommt? Wieso tut dir nichts weh? Merkst du deine Blase von gestern? Nö. Komisch, wo kommt die ganze Energie her? Naja, abwarten.

Ich denke die Landschaft, die anderen Mitläufer, die gesamte Stimmung und das wechselhafte Wetter gaben mir ungemein Energie. Es bildeten sich spontan kleinere Laufgruppen, mit denen man sich kurz sportlich austauschte, angrinste und sich unbewusst motivierte.

Beim 3. Verpflegungspunkt (km 30) wollten wir eine längere Pause machen, entschieden uns dann aber doch fürs Weiterlaufen, weil nach einigen Kilometern schon der 4. kommen sollte. Hin und wieder fragten wir uns gegenseitig wie unser Zustand sei, es kamen immer die gleichen Antworten: Läuft! Passt! Alles Gut! Fetzt! Macht Spaß! Boar, schau mal da oben! Wow!

Je länger ich lief, desto schwieriger konnte ich fühlen, wie lange noch die vor mir liegenden Kilometer dauern. Ich habe kaum auf meine Uhr geschaut, weil mich das meistens sinnlos unter Druck setzt. Beim 4. Verpflegungspunkt (km 43) spürte ich zum ersten mal etwas meine Beine, aber alles im grünen Bereich. Wir haben uns auf der Laufmesse am Vorabend Salztabletten mit Geschmack geholt, diese haben uns mit der nötigen Energie versorgt, so dass wir in kein wirkliches Tief reingefallen sind. Ich habe an den Stationen meine Flasks dann immer mit isotonischen Getränken aufgefüllt und in meinen Becher Cola mit Apfelsaft gemischt, weil ich die Kombination einfach lecker finde! Mein Bruder hat weiterhin eher wenig getrunken oder gegessen. Irgendwie ist sein Stoffwechsel mehr mit einem Reisebus zu vergleichen, meiner hingegen mit einer Dampflock, welcher ständig Kohle zugeschaufelt werden muss. Wenn man um seinen Stoffwechsel weiß, ist das schon die halbe Miete bei so einem Lauf.

Die Höhenmeter steckten wir übrigens spielerisch weg, weil wir den Fokus in den letzten Monaten darauf gelegt haben. Unser Sport zahlt sich aus! Grundstraße, Veilchenweg, Jahnstiege, Stufenweg, Plattleite, Steglistraße, Säugrundweg habt Dank!

Kilometer 47 und Kaiserschmarrn

Bei Kilometer 47 gab es tatsächlich Kaiserschmarrn! Hier kamen wir um eine etwas längere Pause nicht drumherum. Etwas warmes, süßes zwischendurch kam uns richtig gelegen. Gestärkt liefen wir weiterhin dicht beieinander zum vorletzten Punkt. Wir sprudelten immer noch vor Energie, lutschten unsere Salztabletten, konsumierten das Ein oder Andere Gel und ich knabberte bestimmt eine Stunde lang an einem Riegel rum. Irgendwie hatte ich keine Lust an diesem Tag auf Riegel.

Bei Kilometer 55 kam dann der letzte Verpflegungspunkt, die Gedanken an den Zieleinlauf ließen in mir Glücksgefühle aufsteigen, welche nahezu ungefiltert aus einer scheinbar unerschöpflichen Quelle heraussprudelten. Dieses Gefühl sollte jeder Hobbyläufer erlebt haben, jedoch mahne ich vor Suchtgefahr. 😉

Sportlich in den Zielleinlauf

Der letzte Kilometer war ein sportlicher Halbsprint, wir hatten ein Lächeln im Gesicht, die Arme schossen beim Überqueren der Ziellinie in die Luft und unsere Partnerinnen schienen etwas überrascht, dass wir nach 7 Stunden und 30 Minuten einflogen. Wir sagten nur: Naja, wir wollten mit euch heute noch ein bisschen die Stadt erkunden, deswegen haben wir uns ein wenig beeilt.

Alles in allem ein richtig schönes Ereignis, ein Training, welches sich ausgezahlt hat und wirklich Erfolge gebracht hat und natürlich wird der nächste Ultratrail nicht lange auf sich warten. Aktuell sind wir schon wieder am Trainieren, das Runners Blue hielt zum Glück nur kurz an.

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